Emilio Fornieles von José Saramago*
Künstlergesichter, unruhig auf lange Tafeln fixiert (Vorwort zur Serie Maler in Großbuchstaben)
So viele Male dem eigenen Schatten hinterhergelaufen, im Wirrwarr der oft so kurzlebigen Multiplikation von Tendenzen, Schulen und Richtungen, scheint die Malerei – abgesehen von einigen ehrenwerten und allgemein bekannten Ausnahmen – zu keiner Überraschung mehr in der Lage, die über den benahe immer willürlichen Reiz und die Suche nach Provokationen hinausgeht, in denen das technische Geschick allzu oft das künstlerische Talent übertrumpft. Vielleicht zeigen diese Provokationen auf den ersten Blick noch Wirkung, aber gleich darauf erstickt ihr eigener aufgesetzter Charakter diese Neuheit im Keim und die Unruhe bemächtigt sich des begierigen Blicks (des Betrachters).
Weit weg von den luxuriösen Märkten, wo der Künstler in der Regel heimlich dazu aufgefordert scheint, vielleicht nicht direkt den Kopf zu senken, aber sehr wohl dahingehend zu resignieren, dass er sich an die von den Marchands und Kritikern aufgestellten Regeln von Produktion und Handel hält, mag es jedoch vorkommen, dass plötzlich ein Künstler auftaucht, der Autodidakt ist und sich noch nicht einmal dafür schämt, der einfach aus seiner Veranlagung heraus plötzlich neue Wege, unerwartete Expressionismus herrühren aber nur, weil sein Realismus von Anfang an in weiser Voraussicht darauf zu verzichten wusste, sich den ihm innewohnenden Grenzen zu unterwerfen. Emilio Fornieles ist dieser Künstler, zu dem ich hier nichts weiter sagen will, außer, dass ich von heute an seine künstlerische und private Laufbahn mit größter Aufmerksamkeit verfolgen werde. Ich bin sicher, ich täusche mich nicht, wenn ich abschließend sage, dass wir der Entdeckung eines großen Küntslers beiwohnen. Schon heute ist er groß, aber er wird noch viel weiter kommen.
José Saramago
José Saramago (* 16. November 1922 als José de Sousa Saramago in Azinhaga, Portugal; † 18. Juni 2010 in Tias auf Lanzarote) war ein portugiesischer Romancier, Lyriker, Essayist, Erzähler, Dramatiker und Tagebuchautor. 1998 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.